Neuroathletik… was?

Neuroathletik ist aktuell in aller Munde. Falls du dich auch schon gefragt hast, was dahinter steckt, lies weiter. Wir haben bei Neuroathletiktrainer Philipp Hassemer nachgefragt.

Philipp Hassemer
Neuroathletiktrainer

Hi Philipp, vielen Dank für deine Zeit. Erzähl doch mal, was ist eigentlich Neuroathletik Training?

PH: Vielen Dank für die Einladung!
Das Neuroathletik Training beinhaltet die Optimierung der Leistungsfähigkeit eines Menschen / Athleten und stellt diese in den Vordergrund. Die Verbindung zwischen Gehirn und Körper ist essenziell – nicht nur um die Leistung von Spitzensportlern zu verbessern, sondern auch, um Genesungsprozesse nach Verletzungen zu beschleunigen und chronische Schmerzen bei Patienten zu behandeln. Hierbei werden starke, positiv wirkende Stimuli genutzt, um die Aktivität gewisser Hirnareale hochzufahren, so dass der darauffolgende Reiz – das eigentliche Training – besser integriert werden kann. Das ist insbesondere beim motorischen Lernen ein grosser Zugewinn und führt bei kognitiv und motorisch anspruchsvollen Sportarten wie z.B. Surfen zu einem deutlichen Leistungsspektrum.

“Durch eine Analyse der psychischen Komponente eines Klienten / Sportlers kann z.B. der Therapieverlauf optimiert werden, um so das Optimum des Leistungsspektrums im Spitzensport zu erreichen. Um diesen Punkt zu erreichen, bedarf es einer intensiven Zusammenarbeit zwischen dem Therapeuten und dem Sportler / Trainer welche mich bis heute fasziniert.”

Philipp Hassemer

Es gibt ja viele «moderne» Behandlungsmethoden. Was überzeugt dich an der Neuroathletik?

PH: Neuorathletik bietet meiner Meinung nach eine komplett neue Sichtweise auf Bewegung und Leistung. Standen bisher nahezu ausschliesslich die physiologischen und biomechanischen Aspekte des Trainings im Vordergrund, zeigt der neurozentrierte Ansatz, wer eigentlich das Sagen hat und im Hintergrund die Fäden zieht: das Gehirn und das zentrale Nervensystem. Nichts läuft ohne das Gehirn. Es bestimmt wie stark, wie schnell, wie beweglich oder wie ausdauernd ich bin. Hierbei ist nicht der mentale Bereich gemeint, sondern die Bewegungssteuerung über das Gehirn.

Auf deiner Website erwähnst du die Analyse der zentralen Bewegungssteuerung im Gehirn und Integration ins Training.
Wie muss ich mir das konkret vorstellen?

PH: Das neurozentrierte Training beschäftigt sich intensiv mit allen drei Komponenten: dem Input, der Interpretation und dem Endergebnis der eigentlichen Bewegung. Herkömmliche Ansätze konzentrieren sich nur auf das Ergebnis und nicht, wie es zustande kommt. Neuroathletiktraining ist daher nicht nur eine Erweiterung des Herkömmlichen um neuronale Komponenten, es bildet die eigentliche Grundlage für jedes Training. […]

Die Deutsche Fussballnationalmannschaft arbeitet schon seit Jahren mit einem Neuroathletikcoach zusammen. Inwiefern denkst du, dass dies mit ein Grund für deren Erfolg sein kann?

PH: Nicht nur in der Deutschen Nationalmannschaft wird mit den Trainingsprinzipien trainiert. Mittlerweile wird es in sämtlichen Sportarten spezifisch implementiert. Auch in Extremsportarten wie Surfen oder Motorcross bis hin zum Golf wird die neuroorientierte Trainingsmethode genutzt, um optimale Performance eines jeden Athleten abrufen zu können.

In welchem Bereich kann neuroorientiertes Training im Alltag von Nutzen sein?

PH: Die Bereiche sind weit gefächert und doch spezifisch! Damit meine ich, dass sowohl ein chronischer Schmerzpatient als auch ein Spitzensportler von diesen Trainingsmethoden profitiert.

Der Schmerzpatient will seine Schmerzen los werden, dafür muss er erstmal verstehen, was sein Schmerz auslöst. Der Spitzensportler möchte sein Leistungspotential optimal ausbauen und im entsprechenden Moment optimal abrufen. […]

Was sind deine Top 3 Tipps für unsere Leser?

PH: In jeder Behandlungsmethode sollte der Mensch im Vordergrund stehen, dann erst seine Symptomatik oder seine athletischen Voraussetzungen und Ziele. Diese sollten von kompetenten Trainern und Physiotherapeuten (Anm. der Red. z.B. Physio & Sport Steinhausen😜) in Therapie Training mit einbezogen werden. Patienten und Klienten wollen meist zu schnell Erfolge generieren ohne nachhaltig ihre Verhaltensmuster zu verändern.

Tipps: genug Schlaf, ausreichend Flüssigkeit und gutes Essen, gepaart mit Vertrauen in Bewegungen des Körpers welcher unglaublich leistungsstark ist.

Wow, vielen Dank Philipp für den Einblick in das Modell der Neuroathletik.

Soviel zu unserem “who else?” Beitrag von heute. Bist du Experte und möchtest ebenfalls dein Wissen mit Interessierten teilen? Melde dich bei uns – wir freuen uns.