THE OTHERS

Dann nehmen wir’s halt auf uns…
…wenn es die Anderen nicht können.

Leider geht es im Gesundheitswesen immer wieder mehr um Kosten, Sparmöglichkeiten und Sündenbocksuche, als um die Gesundheitsförderung der Bevölkerung 🙄.

Aktuell sind die Physiotherapeuten, bzw. deren Betriebe in den Fokus geraten. In der Presse liest man kontroverse Artikel aus Sicht von Santésuisse und Physioswiss. Da möchten wir doch auch kurz etwas dazu berichten 🤓.
Wir könnten nun ebenfalls unsere Sicht beschreiben, wie dies schon so oft andere taten. Wir könnten erklären, wie das genau mit dem Tarif ist. Wir könnten zurückblicken und wieder feststellen, dass die Anpassungen nicht mal mit der Teuerung mithalten können. Wir könnten aufzeigen, dass «ambulant» vor «stationär» umgesetzt wird und weshalb.

Das scheint allerdings noch nie etwas verändert zu haben. Und das ist doch eigentlich das, was Santésuisse, Physioswiss und auch wir als Physiotherapiebetrieb möchten. Wir möchten etwas ändern: Eine gute Tarif- und Preisstruktur mit kostenwirksamem Nutzen der Ressourcen, um einen grossen Beitrag an die Gesundheitsförderung zu leisten. Und natürlich Löhne in Millionenhöhe… 😉

Hier also mal eine Sammlung von Aussagen, Schlagzeilen und Kritik- sowie Erklärungsversuche. Dann kannst du davon halten, was du möchtest. Uns geht’s nicht darum, sich auf eine Seite zu schlagen, bzw. gegen die andere Seite zu sein – sondern um die Veränderung und eine Lösung ☝.

Achtung: Folgende Aussagen können auf manche Menschen verstörend wirken und sollten mit Vorsicht konsumiert werden!

«Die Kostenentwicklung der Physiotherapie ist im Verhältnis zu den Gesamtkosten jedoch stabil geblieben. Ihr Anteil lag in den letzten 20 Jahren zwischen 3 und 4 Prozent.»

2022, Präsidentin physioswiss

«Tatsächlich beträgt die Kostensteigerung für physiotherapeutische Leistungen aktuell +6%. Das allerdings bei einem Anteil an den Gesamtkosten im Gesundheitswesen von gerade mal 2%. Das bedeutet also, dass die Physiotherapie letztendlich für 0.12% (d.h. 12 Promille) des Anstiegs der Gesundheitskosten verantwortlich ist.»

2019, Physiotherapiepraxis

«Bei den Physiotherapeuten erfolgte im Jahr 2014 – entgegen der Darstellung im oben erwähnten Leserbrief – eine namhafte Tariferhöhung.»

2022, Präsident santésuisse

«Weitere spezifische Gründe sind, dass die Abgeltung für ambulante Physiotherapie zwischen 1996 und 2014 bis zur einmaligen Erhöhung um 8,41% im 2014 (von einzelnen Versicherern gar erst per 1.1.2016) unverändert blieb. Diese einmalige Erhöhung hat selbstverständlich einen Effekt gehabt, ist aber in der Zeitachse 1996 – 2014 zu betrachten: 0,41% pro Jahr!»

2017, physioswiss

«Patientinnen und Patienten würden nach Operationen früher nach Hause geschickt. Die postoperative Betreuung, die früher noch teilweise stationär im Spital oder in der Rehaklinik geleistet wurde, übernehme nun häufig die ambulante Physiotherapie.» 

2022, Tagesanzeiger

«15 Minuten behandeln, 30 Minuten verrechnen: So tricksen Physiotherapeuten, um mehr zu verdienen»

2022, Titel in der NZZ

«Das Wachstum in der ambulanten Versorgung ist politisch so gewollt. Man will ambulant vor stationär, eine kürzere Hospitalisationsdauer sowie bessere integrierte Versorgungsmodelle. Dies hat zur Folge, dass die Kosten in diesem Bereich steigen, dies ist auch in der Physiotherapie der Fall.» 

2022, Präsidentin physioswiss

«Wir haben heute in der Physiotherapie eine vom Bundesrat festgesetzte Tarifstruktur. Der Bundesrat hat nach Anhörung der Tarifpartner auch die Kriterien für eine aufwändige Physiotherapie festgesetzt. Die Krankenkassen überprüfen anhand des Kriterienkatalogs, ob die Voraussetzungen für eine aufwändige Physiotherapie gegeben sind. Offenbar sind die Voraussetzungen erfüllt, wenn mehr abgerechnet wird.»

2022, Präsidentin physioswiss

«Schwarze Schafe in der Physiotherapie bessern ihr Einkommen auf, indem sie den Krankenkassen die falsche Leistung in Rechnung stellen. Doch das grösste Problem ist die Tendenz, die Behandlungen zu verkürzen – bei gleichbleibender Abgeltung.»

2020, Bericht in der NZZ

«Die Kosten der ambulanten Physiotherapie sind zwar gestiegen, damit aber auch der Nutzen, den die Bevölkerung daraus zieht. Schnellere Rückkehr an die Arbeit, Vermeidung von Invalidität und Pflegebedürftigkeit, Erhaltung von Mobilität und Lebensqualität sind nur einige Stichworte.»

2017, physioswiss

«Der Krankenkassen-Dachverband Santésuisse warnt vor Prämienerhöhungen wegen gestiegener Kosten bei der Grundversicherung. Am meisten dazu beigetragen haben die Ausgaben für Physiotherapie, für den ambulanten Arzt- und Spitalbereich und für die Spitex.»

2022, Blick

«Mich stört an der ganzen Kostendiskussion, dass dabei die Wirkung von Leistungen aufs gesamte System ausser acht gelassen werden. Investiert man in die Physiotherapie, können dadurch anderswo Kosten eingespart werden.» 

2022, Präsidentin physioswiss

«Um den Kostenanstieg zu bremsen, fordert Santésuisse wirkungsvolle Massnahmen, die Einsparungen bei allen Beteiligten bringen. Solche Massnahmen sollen die Tarifpartner gemeinsam in ihren Tarifverträgen festlegen.»

2022, Blick

«Aus gesundheitsökonomischer Sicht interessiere, ob die Ressourcen kostenwirksam verwendet würden. Ein Vergleich der Physiokosten von heute mit denen von 2007 sage nichts darüber aus, ob die zusätzlichen Ausgaben kostenwirksam seien. Er sagt nur, dass wir heute einen grösseren Anteil unserer Ressourcen für Physiotherapie einsetzen.»

2022, ZHAW

«Zudem sollten die ambulanten Pauschaltarife rasch eingeführt, die Versorgungsplanung im ambulanten und stationären Sektor vorangetrieben und die Zulassungskontrolle für Leistungserbringer strikt eingehalten werden, so Santésuisse.»

2022, Blick

«Santésuisse will das Kostenwachstum in der Physiotherapie nicht einfach so hinnehmen. Für die Gesundheitsökonomen der ZHAW ist der Vergleich auf der Zeitachse nicht relevant. Massgebend sei vielmehr das Kosten-Nutzen-Verhältnis.»

2022, ZHAW

«Kaum ein Beruf mit Fachhochschulabschluss werde so schlecht honoriert wie in der Physiotherapie. Zudem werde Physiotherapie immer von Ärztinnen und Ärzten verordnet und zu einem Pauschaltarif abgerechnet. Das Kostenwachstum generierten also nicht die Physiopraxen selbst.»

2022, Tagesanzeiger

«Wir sollten das ganze System im Auge behalten», sagen die Autoren und teilen damit die Meinung von Physioswiss-Präsidentin Mirjam Stauffer. Sie schreiben im Blog: «Von einer Behandlung mit einem guten Kosten-Nutzen-Verhältnis profitieren nicht nur Erkrankte, sondern alle Prämien- und Steuerzahlende.»

2022, ZHAW

«Zwar stellt die Physiotherapie mit 1,3 Milliarden immer noch einen geringen Anteil an den gesamten Gesundheitskosten von 36,6 Milliarden (2021).»

2022, Tagesanzeiger

«Zugespitzt heisst dies, dass die Physiotherapie bei gewissen Beschwerden das beste Preis-/Leistungsverhältnis im Gesundheitssystem hat. Das heisst: Investiert man in die Physiotherapie, hat das einen positiven Effekt aufs Gesamtsystem.»

2022, Präsidentin physioswiss

Am Ende bleibt die Frage: wer ist ‘wir’ und wer sind die ‘Anderen’?

Das ist unser aktueller Beitrag zur Kostenpolitik in der Physiotherapie und im Gesundheitswesen. Wir erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.